Gelinde gesagt unglaublich ist die faszinierende, schräge, manchmal abstruse Welt, in der J. K. Rowling ihren Helden Harry Potter leben lässt. Und doch war und ist seine Geschichte für viele Millionen LeserInnen so glaubhaft, dass sie die Welt der Zauberer und Hexen nicht ungern gegen ihre eigene Realität eintauschen würden. Und wer würde nicht gern die fantastische, verwirrende Hogwarts-Schule besuchen, die so viele Geheimnisse birgt, dass ein ganzes Leben nicht ausreicht um sie aufzudecken?

Das behauptet zumindest Professor Dumbledore weise über sich selbst, als er am Abend des Weihnachtsballs in „Harry Potter und der Feuerkelch“ von einem wundersamen Erlebnis berichtet. Am selben Tag erst sei er im Morgengrauen auf dem Weg ins Badezimmer falsch abgebogen und habe sich vor einer noch nie gesehenen Tür wiedergefunden. Hinter dieser würde sich ein Raum mit der wunderbarsten Nachtopfsammlung befinden – ein Glück für Professor Dumbledore, der wirklich sehr dringend nach dem Badezimmer gesucht hatte.

Mit dieser humorvollen Anekdote wird ganz nebenbei ein Geheimnis von Hogwarts eingeführt, das für Harry fast ebenso viel Bedeutung haben wird wie die Kammer des Schreckens: Der Raum der Wünsche.

Für jedes Bedürfnis ein neuer Raum

Der Raum der Wünsche ist deshalb so mysteriös, weil er kommt und wieder verschwindet – manchmal ohne dass die Person, der er sich zeigt weiß, warum. Und wenn er kommt, dann in immer neuer Gestalt, je nachdem, als was er gerade gebraucht wird.

Der Raum ist daher auch nicht auf Harrys „Karte des Rumtreibers“ eingezeichnet, da er vom Wandschrank bis zur Kathedrale jede Größe annehmen kann. Und wenn er nicht gebraucht wird, verschwindet er wieder ganz. „Room of Requirement“ heißt er im englischen Original, und das trifft es noch etwas besser, denn der Raum erscheint nicht einfach auf Wunsch, sondern nur, wenn man ihn wirklich braucht.

„Wir nennen ihn Da-und-Fort-Raum“, sagt Dobby der Hauself über den Raum der Wünsche und erinnert Harry ein Jahr später an Dumbledores Erlebnis mit den Nachttöpfen. Dobby zeigte sich der Raum, als er für seine arme, trinkende Hauselfen-Kollegin Winky ein stilles Plätzchen suchte, wo sie sich ausschlafen konnte.

Harry braucht zu dieser Zeit einen Ort, an dem er seine Gruppe von Rebellen gegen das Regime Dolores Umbridge in Verteidigung gegen die Dunklen Künste trainieren kann. Dobby liefert ihm die Lösung – und siehe da, als Harry in den siebten Stock vor die richtige Wand tritt (die gegenüber dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten), dreimal davor auf und ab geht und in Gedanken seinen Wunsch formuliert, erscheint die Tür. Dahinter ist ein Raum entstanden, der perfekt auf die Bedürfnisse der DA (Dumbledores Armee) zugeschnitten ist.

Er ist mit den richtigen Utensilien und Büchern ausgestattet, um den mutigsten SchülerInnen von Hogwarts als Übungsplatz und Zufluchtsort zu dienen. Fortan trifft sich die DA im Raum der Wünsche, und je mehr Mitglieder die Armee zählt, desto größer wird auch der Raum. Fred und George Weasley können sich indes gleich erinnern, dass sie sich im Raum einmal vor Hausmeister Filch versteckt haben.

Ein Zufluchtsort für Tunichtgute

Tadellose Hogwarts-Schüler wie Albus Dumbledore einer war, finden den Raum der Wünsche häufig gar nicht – wenn sie nicht zufällig Schulleiter werden und eines Tages darüber stolpern.

Solche, die öfters in Schwierigkeiten stecken oder buchstäblich etwas zu verbergen haben, wie Harry oder Fred und George Weasly, finden den Raum dafür irgendwann oder hören darüber munkeln. Wir dürfen davon ausgehen, dass auch Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone von dem Raum wussten – schließlich hat die Clique rund um Harrys Vater so viele Geheimnisse rund um die Schule aufgedeckt wie kaum jemand, meint Lupin. Aber wegen eines vermuteten Unortbarkeitszaubers konnten sie ihn nicht auf der Karte des Rumtreibers eintragen.

Draco Malfoy benutzt den Raum dann in „Harry Potter und der Halbblutprinz“ für ein Unternehmen, das über ein bisschen Unfug weit hinaus geht. Er nutzt den Raum, um dort ein kaputtes Verschwindekabinett zu reparieren, mit dessen Hilfe er eine Reihe von Todessern in die Schule schmuggeln wird. Der Zweck der Übung ist die Ermordung Albus Dumbledores, für die Draco von Lord Voldemort persönlich auserkoren wurde.

Im Laufe des Schuljahres errät Harry, wo Draco Malfoy sich befindet, wenn er von der Karte des Rumtreibers verschwindet. Er will den Raum der Wünsche zwingen, Malfoys Versteck preiszugeben, aber das tut der Raum nicht. Er ist stets auf der Seite dessen, der ihn gerade braucht und schützt dessen Geheimnisse.

Bald benötigt auch Harry den Raum zu diesem Zweck – er muss unbedingt sein Zaubertrank-Buch, das voller verdächtiger Anweisungen des „Halbblutprinzen“ steckt loswerden. Und ihm offenbart sich eine gewaltige Halle, in der Hogwarts-SchülerInnen aus vielen Jahrhunderten ihre Schätze versteckt haben.

Natürlich kennt auch Tom Riddle alias Lord Voldemort, der stets etwas Düsteres zu verbergen hat den Raum. Doch meint er in seiner bodenlosen Arroganz, der Raum hätte sich ihm allein offenbart.

Dabei findet sogar Argus Filch, der eigentlich gar nicht zaubern kann einmal einen dringend gebrauchten Putzmittelvorrat hinter der geheimnisvollen Tür. Und die zunehmend deprimierte Professor Trelawney kann ihre Sherry-Flaschen unbemerkt dort deponieren.

Ein glorreiches Ende

Die wunderbaren Eigenschaften des Raums der Wünsche machen sich auch jene Schülerinnen und Schüler zugute, die unter der Terrorherrschaft der Geschwister Carrow leiden. Diese beiden Todesser übernehmen in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ die Verwaltung der Schule und wüten dort gegen alle Potter-Sympathisanten. Neville Longbottom zieht in den Raum der Wünsche, nachdem er von diesem üblen Geschwisterpaar gefoltert worden ist.

Niemand kann den Raum so beherrschen wie er: Neville lernt, wie er mit klar formulierten Wünschen ein kleines Nest des Widerstands aus dem Raum machen kann. Sogar ein Geheimgang aus dem Eberkopf in Hogsmeade mündet direkt in den Raum der Wünsche. Als sich die letzte große Schlacht um Hogwarts anbahnt, kommen viele Dutzend UnterstützerInnen über diesen Weg in die Schule.

Doch der Raum wird schon bald wieder zum bekannten Kuriositäten-Versteck, denn Harry erinnert sich, wo er das Diadem von Rowena Ravenclaw schon gesehen hat. Tom Riddle hat es als Horkrux just an dem Ort versteckt, wo Harrys Zaubertrank-Buch liegt.

Doch der Versuch, das Diadem zu finden und zu zerstören wird von Malfoy, Crabbe und Goyle vereitelt. In dem hochgefährlichen Dämonsfeuer, das Crabbe legt, kommt er selbst ums Leben – und der Horkrux wird zerstört. Doch dieses Ereignis bedeutet zugleich auch das Ende des Raums der Wünsche. Seit der Schlacht um Hogwarts gibt es den Raum nur noch als Mythos.

Man sieht also: Wer ein wenig Ehrfurcht vor den Geheimnissen von Schloss Hogwarts hat, für den hält es so manch angenehme Überraschung bereit. Aber niemals darf man meinen, allein all seine Geheimnisse zu kennen!

Raum der Wünsche LEGO

Wer seinen eigenen kleinen Raum der Wünsche bei sich Zuhause haben möchte, der kann dies ganz einfach mit dem LEGO Raum der Wünsche. Ihr habt richtig gelesen, es gibt ein Lego-Set, wo ihr euch den Raum der Wünsche einfach nachbauen könnt. Im Lego-Set enthalten sind unter anderem Harry Potter, Hermine Granger und Luna Lovegood – zwei Tier-Patroni, einen Power-Shooter, eine Todesesser-Attrappe und einen detailreichen Raum mit Säule, Tafel und Kamin. Kaufen könnt ihr den Raum der Wünsche in der Lego-Variante unter anderem bei amazon.de.